e-Business - page 2

Jeder kennt die kleinen Sym-
bole, die die Bildschirme der
Smartphones und Tablet-PCs
zieren: Unter Endkonsumen-
ten sind Apps bekannt als
preiswerte Software für das
mobile Gerät, die meist der
Unterhaltung dient. Inzwi-
schen kommen Apps aber
auch in der Geschäftswelt an,
sagt Hermann Erlach, Leiter
Presales bei SAP Österreich:
„Unternehmen müssen sich
aber mit Mobility als Strate-
gie beschäftigen, anstatt es
nur als Spielzeug zu sehen.“
Tablet-PCs dienen Füh-
rungskräften oft alsWerkzeug
zumLesen vonMails oder Re-
cherchieren von Informatio-
nen imWeb; auch lassen sich
Dokumente bearbeiten – etwa
mit dem für Touchscreens
verbesserten Office 2013 oder
den Apple-Tools „Pages“ und
„Keynote“. Kernpunkt ist, dass
Berichte auf dem Gerät der
Führungskraft landen – das ist
die erste Stufe einer Mobile-
Strategie.
In einer zweiten Stufe wird
die Produktivität erhöht – Er-
lach spricht von „Light Apps“,
die Informationen aus dem
bestehenden SAP-Prozess zie-
hen und so den Arbeitspro-
zess optimieren: Etwa kann
ein Urlaubsantrag auch auf
dem Tablet-PC freigegeben
werden. In der dritten Phase
werden „Power Apps“ ver-
wendet, die das Geschäfts-
modell verändern: etwa, in-
dem ein Handelsunterneh-
men Lagerstände mit dem
Tablet-PC abruft und steuert
oder Produktionsprozesse in
Echtzeit analysiert werden.
Zusammenarbeiten
Apps für die Geschäftswelt
durchziehen die gesamte
Wertschöpfungskette. So kann
etwa die Zusammenarbeit bei
Projekten über Tools wie
Dropbox oder SugarSync op-
timiert werden – diese sind
recht günstig, werfen aber Si-
cherheitsbedenken auf. An-
bieter wie SAP, Brainloop und
Fabasoft
(siehe rechts)
bieten
daher Lösungen, die den Si-
cherheitsanforderungen von
Konzernen genügen. Kom-
munikation unter Kollegen
läuft über Ciscos Videokonfe-
renzen-SoftwareWebEx oder
über „Facebooks von Unter-
nehmen“ namens „Yammer“
vonMicrosoft. Skype hat sich
unter Selbstständigen und bei
KMUs etabliert, wirft aber
auch Sicherheitsbedenken auf.
Ein anderes Thema ist der
Vertrieb; hier hat sich Sales-
force.com etabliert – eine App,
mit der Verkäufe protokolliert
sowie Anfragen von Interes-
senten und Bestandskunden
eingesehen werden können.
Das Walldorfer Unterneh-
men SAP ist in jedem dieser
Bereiche aktiv – undwirbt mit
den Vorteilen, wenn alles aus
einer Hand kommt: Neue Lö-
sungen werden besser in be-
stehende Systeme integriert,
somit die Effizienz erhöht und
die Kosten gesenkt. Etwa
muss ein Webshop an die La-
gerverwaltung angebunden
sein – sonst ist der Kunde ent-
täuscht, wenn auf der Websi-
te ein Produkt als „lagernd“
angegeben wird, das es gar
nicht gibt. Der Nachteil eines
singulären Anbieters ist wie-
derum, dass sich der Kunde
von diesem abhängig macht.
Zudem ist zu bedenken,
dass es in der Geschäftswelt
nur wenig gratis gibt: Abhän-
gig von der Größe des Unter-
nehmens können Business-
Apps in die Kosten gehen –
und die Implementierung
muss von einemProfi erledigt
werden.
(stm)
S2
E-BUSINESS
wirtschaftsblatt.at
MITTWOCH, 10. JULI 2013
Business-Apps.
Chancen für Entwickler und Unternehmen
1 .
DIE TEUERSTEN PROFI-APPS
CyberTuner
Ein Klavier stimmen zu lassen kann ins Geld gehen –
da sind die 899,99 € für die App vertretbar. Die Firma
Reyburn aus Michigan entwickelt bereits seit 15 Jahren
professionelle Software zum Stimmen. Seit drei Jahren
gibt es die iPhone-Version. Der Preis ist übrigens der
höchste Preis, den Apple im AppStore zulässt.
2 .
ThumbTab
Narkoseärzte haben mitunter eine große Zahl von
Patienten. Die iPad-App hilft, diese besser im Über-
blick zu behalten. In Tabellen lassen sich Daten zur
Krankheitsgeschichte der Menschen eintragen und
analysieren – und als PDF verschicken. Die Software
für Anästhesisten kostet ebenfalls 899,99 €.
3 .
BarMax
Jus-Studenten könnten mit dieser Lernsoftware für
899,99 € theoretisch sogar Geld sparen. Sie dient als
Vorbereitung aufs Examen, in den USA Bar Exam ge-
nannt. Die Kurse des Anbieters BarBri, der auch die
Apps verkauft, kosten regulär bis zu 4000 US-$.
Kleine Programme, große Wirkung
Mit Apps können Pro-
zesse verbessert wer-
den, indem Kommuni-
kation vereinfacht und
das Monitoring der
Produktion erleichtert
wird. Die Business-
Welt wird mobil.
Laut
Hermann
Erlach
von SAP
kommen Apps
nun in der Ge-
schäftswelt an
Peroutkaπ (3)
Apps testen und Erfahrungen
austauschen – das ist neuer-
dings imMedia Quarter Marx
3 (MQM3) möglich. Die Agen-
tur Zweipunktnull hat ein
Testlabor eingerichtet, in dem
die als App bezeichneten
Miniprogramme für Smart-
phones und Tablet-PCs auf
unterschiedlichen Endgerä-
ten samt Betriebssystemen
quasi unter „echten Bedin-
gungen“ geprüft werden.
„Entwickler können hier ihre
Apps auf Qualität testen,
bevor sie über App-Stores
angeboten werden“, sagt
Zweipunktnull-Geschäftsfüh-
rer Peter Ungvari.
Das Service mit der Nut-
zung der neuesten mobilen
Computer und Smartphones
sowie Infrastruktur ist kos-
tenlos. Was laut Ungvari einen
guten Grund hat: „Viele App-
Entwickler sind Start-up-Un-
ternehmen, manche gar nur
EPU
(Ein-Personen-Unter-
nehmen, Anm.)
, die sich gera-
de erst in die Selbstständig-
keit begeben haben.“ Für die-
sen Personenkreis stelle eine
laufende Anschaffung von
Endgeräten, die 200 bis 800
€ kosten, sowie die dazu not-
wendige Software eine starke
finanzielle Belastung dar. Von
einem eigenen Testlabor
könnten sie nur träumen.
Auf neun verschiedenen
Versionen von Apples iOS
und auf vier Android-Versio-
nen von Google können die
App-Entwickler ihre Pro-
gramme testen.
Wissenstransfer
Doch nicht nur Gratistests
stehen imVordergrund. „Wir
wollen im MQM3 auch ein
Ort sein, wo sich Entwickler
austauschen“, sagt Ungvari.
Mit an Bord ist auch T-Mo-
bile Austria. Der zweitgrößte
Mobilfunkbetreiber hat für
die Testwerkstatt einen LTE-
Router zur Verfügung gestellt.
Ungvari hofft, dass weitere
namhafte Unternehmen der
IKT-Branche aufspringenwer-
den: „Wir sind offen für alle.“
Microsoft, Newcomer in der
App-Welt, zögert noch. (jake)
QUALITÄTSKONTROLLE
Gratis, aber nicht umsonst:
Elchtest in der App-Werkstatt
1 3,4,5,6,7,8,9,10,11,12-13,...16
Powered by FlippingBook