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E-BUSINESS
S3
wirtschaftsblatt.at
MITTWOCH, 10. JULI 2013
WIEN. Sicherheitsbedenken
gegenüber US-amerikani-
schen Anbietern von Cloud
Computing, zuletzt angetrie-
ben durch die Enthüllungen
des Whistleblowers Edward
Snowden, helfen den öster-
reichischen Anbietern: „Wir
hatten in den letzten Mona-
ten eine extrem verstärkte
Nachfrage in Österreich“, sagt
Helmut Pöllinger, Geschäfts-
führer von Brainloop Austria:
Er führe hierzulande Gesprä-
che mit allen Banken und mit
Industrieunternehmen.
Helmut Fallmann, Co-CEO
von Fabasoft, sieht in der Si-
tuation hingegen Vor- und
Nachteile: Zwar haben öster-
reichische Lösungen nun bes-
sere Karten als US-amerika-
nische, aber die ohnehin
schon starke Skepsis gegen-
über Cloud Computing ist
noch weiter gestiegen: „Wir
müssen nun mehr Aufklä-
rungsarbeit leisten“, sagt Fall-
mann: Im Endeffekt dauerten
Verkaufsgespräche nun so
lang wie vorher.
Sichere Identität
Bei Cloud Computing wer-
den Daten nicht im eigenen
Unternehmen, sondern ex-
tern gespeichert. Die Anbie-
ter werben mit Kostenreduk-
tion und Effizeinz. Fabasoft
und Brainloop positionieren
sich zudemmit der Tatsache,
dass die Daten diesseits des
Atlantiks bleiben – und mit
weiteren Sicherheitsfunktio-
nen.
So gibt es bei Fabasoft etwa
die Möglichkeit, dass sich der
Nutzer mit seiner digitalen
Bürgerkarte, beziehungswei-
se in Deutschland mit dem
Personalausweis identifizie-
ren muss. „Soweiß ich bei der
digitalen Zusammenarbeit si-
cher, dass mir der richtige Ge-
sprächspartner gegenüber-
sitzt,“ sagt Fallmann.
Ein Thema ist auch das Tei-
len von Dokumenten. „Leider
werden noch immer sogar
heikle Informationen per E-
Mail verschickt“, sagt Fall-
mann: Dabei sind E-Mails –
plakativ ausgedrückt – so
leicht durch Hacker lesbarwie
eine Postkarte. „Es braucht
eine sichere Lösung, die so
einfach ist wie E-Mail,“ sagt
Pöllinger.
Brainloop möchte daher
heuer eine Art „sichere Drop-
box“ anbieten, die das siche-
re Teilen von Dokumenten
auch unterhalb der Füh-
rungskräfteebene ermöglicht.
Fabasoft bietet Lösungen mit
Web-Speicher, E-Mail, Kalen-
der sowie Apps für Android
und iOS an – zu Preisen, die
mit denen von Google und
Microsoft vergleichbar sind.
Harte Worte in Bezug auf
den NSA-Skandal hat Fall-
mann im Gespräch mit dem
WirtschaftsBlatt: „Jahrhun-
dertelang haben die Men-
schen für das Briefgeheimnis
gekämpft“, sagt er, „um es nun
für Gratisangebote im Web
aufzugeben.“
EuropasWirtschaft brauche
Agilität und günstige ITdurch
starke heimische Cloud-An-
bieter: „Sonst machenwir uns
vollkommen abhängig von
den USA.“
CLOUD COMPUTING
Schönwetter-
Wolken aus
Österreich
Der Datenskandal rund
um US-amerikanische
Anbieter von Cloud
Computing kommt
Österreichs Experten
zugute: Sie werben mit
Sicherheit und klarer
Identifizierung.
Berichten in den Magazinen
„Wired“ und „Economist“ zu-
folge errichtet der US-ame-
rikanische Geheimdienst Na-
tional Security Agency
(NSA) im Bundesstaat Utah
um 1,2 Milliarden US-$ ein
Datenzentrum mit fünf Tril-
lionen Gigabyte Speicher –
also über 700 Gigabyte pro
Erdenbürger.
Die NSA ist jener Geheim-
dienst, der den Enthüllungen
des Whistleblowers Edward
Snowden zufolge Zugriff auf
die Server von US-amerika-
nischen Cloud-Computing-
Anbieter wie Google, Face-
book, Microsoft, Yahoo und
Apple hat.
Über den Zweck eines sol-
chen Datenzentrums können
nurMutmaßungen angestellt
werden. Klar ist aber, dass
große Speichermengen nötig
wären, um ein effizientes Mo-
nitoring – etwa zur Verhin-
derung eines Terror-Angriffs
– zu ermöglichen.
Explosion der Daten
Unter demBegriff „Big Data“
versteht man jene Datenex-
plosion, die unser Informati-
onszeitalter beherrscht: 90
Prozent der heute verfügba-
ren Daten sind in den ver-
gangenen Jahren entstanden,
von 2010 bis 2020 sollen die
Datenberge um das 50-Fache
auf40 Zettabyte steigen – das
sind 40 Milliarden Terabyte.
Smartphones, Social Net-
works, der Aufschwung der
Schwellenländer und vor al-
lem der Konsum von Inter-
net-Videos treiben diese Ent-
wicklung voran. Außerdem
ist davon auszugehen, dass in
Zukunft nicht nurMenschen,
sondern vermehrt Maschinen
mit dem Internet verbunden
sind: Zukunftsforscher Tim
Jones geht davon aus, dass es
im Jahr 2020 50 Milliarden
Sim-Karten geben wird – der
Großteil davon steckt in Ma-
schinen.
Die Herausforderung be-
steht nicht nur darin, die Da-
ten zu sammeln, sondern sie
auch gezielt auszuwerten. Die
NSA trifft diese Aufgabe
ebenso wie etwa einen Pro-
duktionsbetrieb, dessen Ma-
schinen in der Produktions-
halle über Sensoren ver-
schiedene Daten liefern: Ge-
lingt es, diese richtig zu in-
terpretieren, kann die Effi-
zienz erhöht und Kosten ge-
spart werden.
(stm)
Big Data.
Überwachung des globalen Datenverkehrs braucht viel Platz
In
Datenzentren
wie jenem in Utah sollen angeblich fünf
Trillionen Gigabyte gespeichert werden
Der Chef von Brainloop Österreich,
Helmut Pöllinger
, freut sich über gesteigertes
Interesse – vor allem bei Unternehmen mit heiklen Informationen wie etwa Banken
STEFAN MEY
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Peroutkaπ
Reuters/Urquhart
IN KÜRZE
Google ist mobiler
Werbekaiser
MOUNTAIN VIEW.
Der Inter-
netriese Google hat 2012
52,36 Prozent der weltweiten
Milliardeneinnahmen für Wer-
bung auf mobilen Geräten
kassiert. Laut dem Marktfor-
schungsunternehmen „eMar-
keter“ gingen 4,61 Milliarden
US-$ (3,46 Mrd. €) der insge-
samt hierfür ausgegebenen
8,8 Milliarden $ an den US-
Konzern. So liegt Google vor
Branchengrößen wie dem
sozialen Netzwerk Facebook
(5,35 Prozent) und dem Kurz-
nachrichtendienst Twitter
(1,57 Prozent). Für 2013 prog-
nostiziert eMarketer nahezu
eine Verdopplung des Markts
für mobile Werbung auf 15,82
Milliarden $.
KMU sind Treiber
bei mobiler Arbeit
KARLSRUHE.
Der Mittelstand
soll Vorreiter beim Einsatz
von Smartphones und Tablet-
PCs im betrieblichen Alltag
sein – das besagt zumindest
eine Umfrage von Citrix unter
KMU in Deutschland: 64 Pro-
zent der Manager sehen darin
einen großen Nutzen für die
Arbeit ihrer Angestellten; fast
ein Drittel berichtet auch von
einer höheren Produktivität
und Effizienz. Dass die Mitar-
beiter durch die private Nut-
zung mobiler Geräte während
der Arbeitszeit abgelenkt wer-
den könnten, befürchten nur
drei Prozent der Befragten in
Deutschland; weltweit haben
im Schnitt 28 Prozent diese
Befürchtung.
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