e-Business - page 4

WIEN/MICHIGAN. Nach
dem Kampf um Mautsyste-
me, mit denen Autofahrer
für die Benützung von Au-
tobahnen, Tunnels oder bei
der City-Maut zur Kasse ge-
beten werden, rittern die
Mauthersteller nun ver-
stärkt um Verkehrsleitsys-
teme, mit denen unter an-
derem das Verkehrsauf-
kommen von Lastkraftwa-
gen gesteuert werden soll.
Verstopfte Metropolen sol-
len somit mit modernen
Leitsystemen via Funk ge-
steuert werden – freilich
auch gegen einen entspre-
chenden Preis.
Kapsch Carrier Com hat
kürzlich eine Ausschreibung
für ein Projekt über die Lie-
ferung eines bis dahin für die
USA einzigartigen Lkw-Ver-
kehrsleitsystems in Michi-
gan gewonnen. Ausgehend
von fünf Standorten von
Parkplätzen, die intelligent
miteinander verknüpft wer-
den sollen, soll LkwderWeg
gewiesen werden. Erhoben
werden dabei auch Lkw-
Fahrtstunden, der Fahrer er-
hält aber auch imGegenzug
Informationen über die Ent-
fernung bis zum nächsten
Lkw-Parkplatz und dort vor-
handenen Stellplätzen.
Die vomWiener Mautbe-
treiber gelieferte Technolo-
gie beinhaltet fahrzeug- und
straßenseitige Ausrüstun-
gen sowie kundenspezifi-
sche Anwendungssoftware.
Über eine sogenannte On-
Board-Unit, die Daten emp-
fängt und auch die Position
des Fahrzeugs an eine Zen-
trale abgibt, erhält der Fah-
rer die Infos.
Wie hoch der Auftrags-
wert ist, wollte man bei
Kapsch nicht sagen. Nur so-
viel: „Der Auftrag hat einen
eher geringen Auftragswert,
ist aber von hoher strategi-
scher Bedeutung.“ Mautan-
bieter versprechen sich in
den kommenden 20 Jahren
ein Milliardengeschäft aus
Verkehrsleitsystemen.
Kapsch beteiligt sich der-
zeit auchmit Help Inc. an ei-
nem Drei-Staaten-Projekt
zur drahtlosen Datenerhe-
bung von Fahrerinfos, pa-
pierlosen Legitimations- und
Nutzfahrzeuginformationen.
Über die Frequenz von 5,9
Gigahertzwerden die Daten
übertragen werden. Das Pi-
lotprojekt wird in fünf In-
spektionen in den US-Staa-
ten Indiana, Illinois und
Ohio durchgeführt.
Direkte Konkurrenz
Die direkte Konkurrenz für
Kapsch ist quasi gleich um
die Ecke. Auch Swarco aus
Wattens in Tirol hat sich auf
das Geschäft mit derartigen
Lkw-Leitsystemen einge-
stellt.
(jake)
S4
E-BUSINESS
wirtschaftsblatt.at
MITTWOCH, 10. JULI 2013
Bloomberg
SHARE ECONOMY
Carsharing und Spotify
helfen der Wirtschaft
WIEN. Man braucht sich nur
in Wien an eine beliebige
Straße zu stellen, es ist immer
das gleiche Bild: Im Großteil
der Autos sitzt nur eine Per-
son. Das ist ökonomisch und
ökologisch Unsinn. Zahlrei-
che Unternehmer haben das
erkannt – und erleichtern das
Finden von Fahrgemein-
schaften oder wollen zumin-
dest Pakete im Kofferraum
transportieren.
Die Fachwelt nennt das ge-
zielte Teilen von Wirt-
schaftsgütern „Share Econo-
my“. Das war imheurigen Jahr
das Motto der Technikmesse
Cebit. Der Begriff geht auf den
Harvard-Ökonomen Martin
Weitzmann zurück. Er geht
davon aus, dass sich der
Wohlstand für alle erhöht, je
mehr geteilt wird.
Ein Beispiel: Das Portal Mit-
fahrgelegenheit.de erfreut sich
seit Jahren großer Beliebtheit.
Wer vonWien nachMünchen
fährt, trägt ein Angebot ein –
Mitfahrer registrieren sich in
einem Buchungssystem. So
teilt man sich die Spritkosten
und hat darüber hinaus noch
nette Unterhaltung auf der
langen Fahrt.
Andere Dienste gehen so-
gar noch etwas weiter. Mit Flic
finden sich Fahrer und Mit-
fahrer noch leichter: Man gibt
einfach ein, von wo nach wo
es gehen soll – und erhält die
passenden Vorschläge. Das
System ist auch auf Kurzstre-
cken wie den Weg zur Arbeit
ausgelegt.
Wer dennoch individuell
unterwegs sein will, meldet
sich zum Beispiel inWien bei
Carsharing.at oder Car2Go
an. Das Modell versteht sich
als Ersatz für das eigene Auto.
Man mietet es je nach Tarif
für knapp 30 Cent pro Minu-
te oder einen Stunden- oder
Tagessatz. Parkplatzgebüh-
ren sind innerhalb Wiens
überall enthalten. Doch auch
reine Internetdienste basie-
ren häufig auf Teilen: Im On-
line-Lexikon Wikipedia stel-
len sich die Nutzer gegensei-
tig ihr Wissens zur Verfü-
gung. Solche Webseiten hel-
fen inzwischen nachhaltig
der Wirtschaft: Wissen ist
überall, jederzeit und äußerst
schnell verfügbar – das ver-
einfacht Forschung und Re-
cherchen.
Ebenfalls interessant sind
Musikdienste wie Spotify,
Napster oder Simfy. Gegen
das Zahlen einer Abogebühr
erhalten die Nutzer Zugang
zu Millionen von Songs – al-
lerdings mieten sie diese nur
für einen begrenzten Zeit-
raum. Sobald sie das Abo kün-
digen, lassen sich die Dateien
nicht mehr abspielen.
Bei längeren Auslandsauf-
enthalten lohnt es sich unter
Umständen, die eigene Woh-
nung unterzuvermieten. So
erspart man sich selbst die
doppelte Miete und schafft
auf der anderen Seite ein
günstiges Angebot für jeman-
den, der oft nur für einen be-
grenzten Zeitraum in der
Stadt ist.
Früher war das Teilen
von Auto, Musik oder
Wohnung kompliziert.
Um Gleichgesinnte zu
finden, war oft Auf-
wand nötig. Heute er-
leichtert das Internet
gemeinsames Nutzen.
Peroutkaπ
Statt eines eigenen Autos lohnt sich für Städter oft
Carsharing
– man teilt das Fahrzeug, spart dadurch Versicherungskosten
STEFAN LUDWIG
Hotels sind zwar luxuriös,
aber eben auch fast alle
gleich. Wer eine ausgefallene-
re Bleibe sucht, findet auf
Airbnb.at eine individuelle Pri-
vatunterkunft. Das spart nicht
nur Geld, sondern vereinfacht
auch den persönlichen Kon-
takt mit Einheimischen, die
sich mit Geheimtipps in der
Umgebung besser auskennen
als eine Hotelrezeption.
Das Portal verspricht Unter-
künfte in über 190 Ländern –
tatsächlich zählt der Anbieter
zu den bekanntesten Portalen
für das Vermitteln von priva-
ten Ferienunterkünften. Wer
ungenutzten Wohnraum hat
und gerne Gäste empfangen
möchte, kann eine Anzeige
schalten. Die Bezahlung wird
über Airbnb abgewickelt, auch
die Versicherung übernimmt
der Anbieter. Zudem kennt
das Unternehmen die Identität
der Nutzer, was Sicherheit
schafft.
AIRBNB: URLAUB BEI FREUNDEN
LEITSYSTEME
Lastwagen
unsichtbar den
Weg weisen
Kampf um Parkplätze: Für Mauttechnologiehersteller
sind
Lkw-Parkplätze
ein Raum für neue Geschäfte
WIEN. Nach den Herausfor-
derungen ist vor den Schwie-
rigkeiten: Für Mittelstands-
unternehmen ist es oft ein
großer und schwieriger
Schritt zu expandieren. Hat
die Übernahme oder der Auf-
bau einer Tochter funktio-
niert, beginnen an einer an-
deren Front schon die Schwie-
rigkeiten. Denn die Pflicht, ei-
nen konsolidierten Jahresab-
schluss abzuliefern, stellt vie-
le Unternehmen vor neue
Probleme.
Kamen kleine Firmen mit
der Buchhaltung über Excel-
Dokumente noch gut zurecht,
benötigt es spätestens in ei-
nemBeherrschungsverhältnis
mit Töchtern eine passende
Software. Das Angebot ist da-
bei gerade für Mittelständler
überschaubar: Talentia CPM,
ConMezzo, RepKon oder Lu-
caNet. Zusätzlich gibt es noch
Programme und Plug-Ins für
die deutsche Unternehmens-
software SAP.
Für kleinere Unternehmen
wäre SAP aufgrund des Prei-
ses aber weniger interessant,
meint Andreas Moder. Er hat
sich nämlich auf LucaNet spe-
zialisiert. Seit Anfang des Jah-
res vertreibt ermit seinemBe-
ratungsunternehmen Team
Finance die Software des
deutschen Herstellers in
Österreich. Nachdem in
Deutschland bereits 1200
Kunden das Programm be-
nutzen, sieht Moder auch in
Österreich Potenzial.
Qualitätskriterien
Obwohl Jahresabschlüsse ge-
setzlich stark reglementiert
sind, sind die Software-Lö-
sungen sehr unterschiedlich,
so Moder. Für Unternehmen
gelte hier also, noch vor dem
Kauf ganz klar zu analysieren,
was gebraucht wird und was
nicht. So gibt es einige Quali-
tätskriterien, die vor allem
kleine Unternehmen beach-
ten sollten. „Die Software soll-
te stark standardisiert sein“,
meint Moder. Das bringe den
Vorteil, dass die Einschulun-
gen kurz ausfallen können.
Ebenfalls würde die Datensi-
cherheit für eine hohe Stan-
dardisierung sprechen.
Der Markteintritt sei für
sein Produkt gut gelaufen, sagt
Moder. „Eher zufällig“ konn-
te Moder bereits 20 Neukun-
den ansprechen. Nun möch-
te er auch Wirtschaftsprüfer
adressieren. „Wir befinden
uns in einer Expansionspha-
se“, so Moder. Noch in die-
sem Jahr möchte er die Kun-
denzahl verdoppeln.
(drw)
Andreas Moder
vertreibt
LucaNet seit Anfang 2013
SOFTWARE
Team Finance will österreichischen Markt erobern
Peroutkaπ
Laut Handelsgesetzbuch ist
ein Konzern – das heißt min-
destens ein Tochterunterneh-
men wird beherrscht – ver-
pflichtet, einen konsolidierten
Jahresabschluss anzufertigen.
Die Vermögens-, Ertrags- und
Finanzlage ist so darzustellen,
als wäre es ein einziges Unter-
nehmen.
Es gibt allerdings Ausnah-
men: Ausgenommen sind klei-
nere Unternehmen mit einer
Bilanzsumme unter 17 Millio-
nen € nach der Nettomethode.
WUSSTEN SIE ...
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12-13,14,15,...16
Powered by FlippingBook